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Neue Zukunft für Trenthorst?

Trenthorst geht es an: Eine AG will Ideen für einen Entwicklungsplan bündeln, damit EU-Gelder fließen. Unruhe herrscht, weil das Institut etliche Gebäude verkaufen will.

Das Torhaus im Trenthorster Karree ist einer der prägenden Teile des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudeblocks. Hier forscht das Institut für Ökologischen Landbau weiter - die Wohnhäuser sowie Wirtschaftsgebäude in Trenthorst will der Bund verkaufen.

TRENTHORST - Bewohnerin Christiane Müller fasste in Worte, was bei der Einwohnerversammlung im Westerauer Ortsteil geschah: „Das ist erstmalig - Gemeinde, Institut und Einwohner an einem Tisch." Und sie lebt seit langem in dem Ort, der davon geprägt ist, dass er sich aus einem großen Gut entwickelt hat und kein gewachsenes Dorf ist.

Westrraus Bürgermeisterin Petra Jürß strahlte, denn auch die Masse der Besucher war erstaunlich. Der „Grüne Salon" des Herrenhauses, Verwaltungszentrale des Instituts für Ökologischen Landbau, war randvoll. Riesig ist das Interesse daran, ob sich mit „pfiffigen Ideen" (Originalton Theo Siepmann, Geschäftsführer von „Holsteins Herz") „im Windschatten eines EU-geförderten Projektes mit neuen Dingen auch die vorhandene Infrastruktur verbessern lässt" (so Roald Wramp von der Amtsverwaltung Nordstormarn). Oder wie es die Bürgermeisterin ausdrückte: Die Gemeinde könnte die Wünsche auf Verbesserung der Beleuchtungs-, Gehweg- und Straßensituation nur kleckerweise erfüllen; deshalb soll versucht werden, über den Trägerverein für lokale EU-Projekte, Aktivregion Holsteins Herz", und mit dem Bundes - Institut eine förderfähige Gesamtlösung hinzubekommen.

Das nach den Worten von Institutsleiter Professor Gerold Rahmann weltweit einmalige Öko-Institut war durch ihn und viele Mitarbeiter vertreten. Die sind oft auch Einwohner, Mieter der ehemaligen Gutsarbeiter-Häuser. Die Verunsicherung darüber, was der Bund plant, scheint groß. „ Wi r, die wir in den kleinen Häuschen wohnen, wissen gar nicht, was ist", sagte eine Mieterin, „damit ist gar nicht leicht zu leben." Meike Siedentopp, die eigens vom übergeordneten Von-Thünen-Institut in Braunschweig angereiste Baukoordinatorin, stellte klar, dass alle Wohnhäuser verkauft werden sollen. Der Bund wolle sich auf für die Forschung relevante Gebäude beschränken. Das seien die unter Denkmalschutz stehenden Häuser des Karrees sowie das Herrenhaus in Trenthorst und die Stallungen in Wulmenau. In die würden bis 2012 fünf Millionen Euro investiert. Die Fachfrau räumte ein, dass die Eigentumsverhältnisse kompliziert seien. Der Bund hat die Anlagen samt Gebäuden per Erbbaurecht bis 2059 von der Max-Planck-Gesellschaft gepachtet - übergibt das Gebäudemanagement aber an die neue Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Erst einmal sollten sich Kaufinteressenten noch an das Institut wenden. „Herz"-Geschäftsführer Siepmann ermunterte zu einem gemeinsamen Konzept. Die EU-Mittel für Lebensqualität im ländlichen Raum würden sogar noch aufgestockt. Derzeit ständen jährlich 300.000 Euro Grundbudget bereit plus 600.000 Euro für „Leuchtturmprojekte". Ein solches könnte Trenthorst werden, wenn es Energie-autark würde, ist Professor Rahmann sicher. 

Hans-Friedrich Bültmann rief den Trenthorsternm zu: „Ich habe selten einen so schönen Ort gesehen." Der Experte für Dorfentwicklung, der in Mönkhagen tätig ist, erklärte, die Zukunft liege in der Kombination Arbeiten und Wohnen. Die Ansiedlung von Handwerk konnte er sich vorstellen oder auch ein Cafe. Ersteres hielt Einwohner Matthias Colbatzky wegen des Kopfsteinpflasters für unrealistisch, den zweiten Vorschlag für falsche Romantik. Gemeindevertreterin Claudia Wiehe-Timm glaubte hingegen, dass sich ein privat betriebenes Cafe rentieren könne. Sie griff damit den - für eine EU-Förderung entscheidenden - Gedanken des Denkens in Regionen auf. Kurt Weirauch, Institutsmitarbeiter und Einwohner, warnte, vor vielen Jahren sei für ein anderes Programm schon einmal ein Konzept entwickelt worden - das sei gescheitert, weil die Gemeinde den Eigenanteil nicht aufbringen konnte.

Diesmal könne es anders laufen, war die Bürgermeisterin zuversichtlich. Der Eigenanteil könne von anderen, ob Kreis oder Sponsoren, mitgetragen werden, berichtete Malerin Ute Herwig aus Barnitz. Etliche Einwohner warten nun auf die Einladung der Gemeinde zur baldigen ersten Arbeitskreis-Runde.  von B. Judex-Wenzel

Quelle: Lübecker Nachrichten, 07.11.09 (Artikel gekürzt)