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Strom vom Dach der Dahlmannschule?

Schüler denken grüner: Die Jugendlichen der Bad Segeberger Dahlmannschule fordern Solar auf dem Dach, Second-Hand-Klassenzimmer, iPads und Mülltrennung an der Schule. Einige Ideen aus einer Projektwoche könnten umgesetzt werden.

Fabian, Lare, Janne und Kim (v. l.) haben eine alte Idee wieder aufgegriffen: Solaranlagen auf dem Dach der Dahlmannschule.

Thalia (14) und ihre Gruppe finden, dass Stromsparer Vorteile haben müssten. Belohnung per Bonussystem ist ihre Idee.

"Manche brauchen Monate für das, was ihr erarbeitet habt", lobt Konrektor Thorsten Glaser.

Umweltschutz an der eigenen Schule, das geht besser: Schüler der Bad Segeberger Dahlmannschule wünschen sich Solaranlagen auf dem Dach. „Wir haben das recherchiert: Die Schule verbraucht 140 Megawattstunden Strom pro Jahr. Das kostet die Stadt 30 000 Euro“, erklärt Janne aus der elften Klasse. Dabei könnte ein großer Teil der Energie selbst produziert werden. „Wir würden sparen, grün produzieren, wären unabhängig von Strompreisen“, führt Mitschüler Kim aus. Und: „Wir wären Vorbild für eine ganze Generation. Wir haben die Pflicht, die Welt lebenswert zu machen“, sagt er. Das Beste daran: Einen Statikbericht habe die Schule schon, die Dachflächen weisen oft nach Süden und auch Brandschutzfragen seien bereits geklärt. „Der Bauausschuss der Stadt hatte sich schon einmal dafür ausgesprochen“, erklärt Lara. „Wir haben die perfekte Situation, und die setzen wir jetzt um“, sagt Janne selbstbewusst.

Nicht ohne Grund: Dem Vernehmen nach hat dieses Projekt sehr gute Chancen, auch umgesetzt zu werden. Denn das ist das Ziel. 50 Schüler haben am Freitag Vertreter der Stadt, des Kreistags und von Verbänden aufgefordert, ihre Ideen zu unterstützen. Erarbeitet worden sind sie in der Projektwoche „Jugend gestaltet nachhaltige Zukunft“, die an vielen Schulen des Landes stattfindet. Am Dahlmann-Gymnasium plädieren die Schüler außerdem für iPads im Unterricht. Sie wollen nicht akzeptieren, dass sieben Kilo Holz für 500 Blatt Papier verbraucht werden. Nach ihrer Meinung sei Technik viel praktikabler und sinnvoller: Schüler würden kein Material mehr vergessen, seien motivierter. Natürlich hinkt der Vergleich ob der verbrauchten Metalle. Aber ganz unrecht haben die Schüler nicht, wenn sie wie Samu aus der Projektgruppe sagen: „Digitalisierung ist wichtig für unsere Zukunft.“

Andere fordern eine strikte Mülltrennung an der Dahlmannschule. „Uns ist aufgefallen, dass wir alles in einen Eimer werfen“, sagt Acelya von der Schülergruppe „Abfallmanagement“. Dabei sei man bei gewerblichem Müll – als solcher gilt der Schulmüll – dazu verpflichtet. Ihren Berechnungen zufolge ließen sich allein durch Abfalltrennung 4000 Euro pro Jahr einsparen. Emilia, Mascha, Mina und Lilli machen auf billig produzierte Kleidung aufmerksam: Sie wollen eine Schüler-Kollektion in Zusammenarbeit mit einer Fairtrade-Organisation entwerfen. Denkbar wäre für sie ein Second-Hand-Klassenzimmer, in dem getragene Kleidung ersteigert werden könnte. Jeder solle mal selbst überprüfen, ob die eigene Kleidung ein Fairtrade-Siegel enthält. Denn wenn nicht, ist sie unter Umständen mit Chemie oder von Kindern in armen Ländern hergestellt worden, erklärt Lilli.

Bonussysteme entwickeln

Weitere Vorschläge sind Bonussysteme für alle, die öffentliche Verkehrsmittel verwenden, Radfahren oder anders die Umwelt schonen, genauso wie Bonussysteme für alle, die bestimmte Abfallmengen nicht überschreiten oder für Haushalte, die bewusst Strom sparen.

„Die Schüler sind mit ihren Mitteln in einer Woche weit gekommen. Sie haben richtig gut vorgearbeitet, Zahlen recherchiert, Angebote eingeholt und sich Möglichkeiten der Finanzierung überlegt“, sagt Konrektor Thorsten Glaser. „Hier rollt gerade Großes an. Das ist keine Kleinigkeit. Einige Projekte sind schon so weit, dass sie ins Rollen gebracht werden können“, lobt er. „Dass öffentliche Gebäude keine Photovoltaikanlagen auf den Dächern haben, ist wirklich nicht mehr zeitgemäß“, nennt er ein Beispiel. „Ein bis zwei Projekte von jeder Schule sollen umgesetzt werden“, verspricht Hans-Werner Hansen vom Institut für Vernetztes Denken.

Engagement aufrecht erhalten

Alle Zuhörer hoffen nun, dass die Schüler dran bleiben und ihre Pläne wahr machen. „Ihr sollt die Zukunft gestalten, in der ihr länger leben sollt“, richtet sich der Kreistagsabgeordnete Toni Köppen an die jungen Umweltretter. „Wenn wir Alten mit euch Jungen zusammenarbeiten, können wir etwas Nachhaltiges für die Zukunft schaffen.“ In den Reihen gut zugehört hat auch der Kreis-Klimaschutzmanager Heiko Birnbaum. „Ihr seid die Generation, die noch etwas ändern kann. Da sind sich die Gelehrten einig. Ich bin begeistert von den Ideen.“ Auch Winfried Dittmann von der Gesellschaft für Energie und Klimaschutz, Silke Hammer von der AktivRegion Holsteins Herz oder Stadt-Klimaschutzmanager Ben Colin Matthies wollen unterstützen.

Das Projekt

Die Projektwoche ist Teil einer großen Aktion von 16 Aktivregionen. Sie läuft über drei Jahre. Mehr als 48 Schulen aus Schleswig-Holstein machen mit. Ziel ist es, die Jugend zu beteiligen. In 48 Projektwochen bringen rund 2400 Schüler Herausforderungen ihrer Region auf den Punkt. Sie reflektieren kritisch ihr Alltagsverhalten, suchen Wege für nachhaltige Gestaltung und schlagen Lösungen vor – um etwas ändern. Mehr Infos: <link http: www.ln-online.de _blank pdb-article-link infos>www.jugend-gestaltet-nachhaltige-Zukunft.de.

Das Projekt wird gefördert durch 16 Aktivregionen, die Gesellschaft für Energie und Klimaschutz SH (EKSH) und das Institut für Vernetzes Denken Bredeneek. Zudem unterstützen regionale Partner und die Sparkassen des Landes.           von Irene Burow

Quelle: Lübecker Nachrichten, den 15.12.18