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Zarpen: Junge Landwirtin baut einen Hofladen

Auf dem Hof Rath in Zarpen verwirklicht eine junge Landwirtin ihren lang gehegten Traum vom eigenen Hofladen. Finanzielle Unterstützung bekommt sie von Holsteins Herz. Das Blockhaus für den Verkauf ist fast fertig.

Von der kleinen Eierhütte zum großen Hofladen: Landwirtin Hendrikje Rath aus Zarpen macht ihren großen Lebenstraum wahr.

Das Blockbohlenhaus ist errichtet mitsamt Dach, Fenstern und Elektrik. "Als nächstes geht es an den Innenausbau", sagt Hendrikje Rath. Dank einer Förderung von bis zu 50.000 Euro kann die Zarpener Landwirtin den Hofladen realisieren. Fotos: Britta Matzen

Die kleine Eierhütte auf dem Hof Rath in Zarpen hat Gesellschaft bekommen. Direkt nebenan haben fleißige Handwerker in den vergangenen drei Monaten ein Blockbohlenhaus errichtet. Weiße Fensterrahmen, ochsenblutrote Fassade – der schmucke Holzbau versprüht nordisches Flair pur. „Schön, dass du uns ein Haus gebaut hast. Meine Frau und ich ziehen nächste Woche ein“, sagte kürzlich ein Besucher zu Hendrikje Rath. „Viele Kunden sind begeistert. Jeder Fünfte will am liebsten gleich hier wohnen“, erzählt die Landwirtin. Doch die 28-Jährige hat andere Pläne: Sie will hier einen neuen Hofladen einrichten, um Lebensmittel aus der eigenen Produktion und dem eigenen Anbau direkt zu vermarkten.
 

Fördermittel von Holsteins Herz

Das Blockbohlenhaus ist Hendrikje Raths Herzensprojekt. „Ich habe ewig und drei Tage dafür gearbeitet, dass ich einen eigenen Hofladen verwirklichen kann. Dass der Traum jetzt dank Fördermitteln von Holsteins Herz Form annimmt, darüber freue ich mich riesig. Mir fällt so ein Stein vom Herzen.“
 

Milchtankstelle, Fleisch und Gemüse

Das Blockbohlenhaus misst 75 Quadratmeter und ist unterteilt in verschiedene Bereiche. Gleich am Haupteingang wird der Selbstbedienungsbereich eingerichtet. „Hier soll der Charme der Eierhütte erhalten bleiben, indem man sich 24/7 selbst bedienen kann“, erläutert Rath. Eier von den eigenen Hühnern werden verkauft, zudem sollen zwei Automaten aufgestellt werden. „Einmal eine Milchtankstelle mit unserer hofeigenen Milch und ein Warenautomat für Salami, Rindfleisch oder Hühnersuppe im Weckglas. Ebenfalls aus eigener Produktion.“ Ergänzt wird das Sortiment mit regional zugekauften Produkten sowie Gemüse aus dem neuen Folientunnel der Raths. Ihr Berufskollege von der solidarischen Landwirtschaft „Junges Gemüse“ in Zarpen wolle Hendrikje Rath dabei ein bisschen unter die Arme greifen, um ihr zu zeigen, wie man Tomaten, Paprika, Zucchini oder Kürbis anbaue. „Der nächste Raum ist der Verkaufsraum. Am Anfang wollen wir einmal im Monat öffnen. Hier gibt’s unser hofeigenes Rindfleisch und Suppenhühnchen, was die Leute vorher bestellen können. Nebenan ist der Hygienebereich mit Kühlzelle, wo das Fleisch verpackt und gelagert wird.
 

Tierwohl beim Schlachten

Auch was das Schlachten betriff, legt Hendrikje Rath großen Wert auf das Tierwohl. Sie möchte mit der Landschlachterei Pirdzuhn in Todesfelde zusammenarbeiten. „Die sind sehr ruhig im Umgang mit den Tieren und können gut arbeiten.“ Und der Betrieb sei auch nicht so weit weg. Man fahre von Zarpen 35 Minuten.
 

Bauernhofpädagogik

Eingeplant ist im neuen Blockbohlenhaus auch eine Küche für die Bauernhofpädagogik. „Wir haben im September eine Erzieherin eingestellt, bei der Eltern einmal im Monat ihre Kinder abgeben können.“ Auch Kindergartengruppen und Schulklassen sollen hier einen Einblick in die Landwirtschaft bekommen. Die Erzieherin habe tolle Sachen geplant: Eier sammeln und daraus Pfannkuchen backen oder Kartoffeln ausbuddeln und mit Quark essen. Damit die Kleinen lernten, wo das Essen herkomme. „Bauernhof zum Anfassen sozusagen“, sagt die Landwirtin. Die Erzieherin, die aus Zarpen komme, habe längst anfangen wollen und sich schon so gefreut und so viele Pläne geschmiedet. „Aber dann kam der Corona-Lockdown, und es ist alles flachgefallen.“ Einen genauen Termin, wann der Hofladen eröffnen wird, kann Hendrikje Rath noch nicht nennen. „Ich hoffe, dass es zum Sommer was wird, vielleicht im Juni oder Juli.“ Bis dahin werden noch ein paar Wände weiß lasiert sowie Fliesen, Fußbodenbelag und Leuchten ergänzt. „Die Küche werde ich erst bestellen, wenn der Fußboden drin ist, damit es von den Maßen auch stimmt“, sagt Hendrikje Rath.
 

Corona lässt immer mehr Menschen umdenken

Dass ihr Konzept aufgeht, daran glaubt Hendrikje Rath ganz fest. Regional einzukaufen sei schon vor Corona für viele Leute wichtig gewesen. Aber jetzt mit der Pandemie würden noch mehr Menschen umdenken. „Wenn so ein Virus kommt und alles wird auf links gedreht, dann kommt das Containerschiff nicht mehr aus Südafrika und bringt das Essen her. Darüber machen sich ganz viele Leute Gedanken und merken, dass es echt blöd wäre, wenn die heimische Landwirtschaft kaputt geht.“ Die urige Eierhütte soll übrigens nicht abgerissen werden. Da will die Landwirtin Stroh- und Heuballen verkaufen. „Mich fragen auch oft Gärtner, ob sie Kuh- und Hühnermist haben können für ihre Blumenbeete. Vielleicht biete ich das auch noch mit an.“
 

Vogelgrippe: Hühner bekommen Leckerlis gegen Langeweile

Ansonsten hofft Rath, dass sich Corona bald verzieht und auch die Vogelgrippe. „Seit Mitte November müssen die Hühner eingesperrt sein. Es gibt Berufskollegen, die damit Probleme haben, weil die Hühner sich bepicken. Aber das ist bei uns zum Glück nicht so, weil wir viele Beschäftigungsmaterialien haben.“ Das Federvieh bekomme jeden Tag zwei Eimer voller Leckerlis gegen Langeweile: Karotten, Maissilage, Zuckerrüben oder Lupinensaat, manchmal auch Kürbis und Zucchini. „Alles, woran sie rumhacken und scharren können – das funktioniert ganz gut. Danach sind sie müde, machen Mittagspause und haben keine Lust mehr, irgendwelchen Mist zu machen.“ Die Landwirtin hoff trotzdem, dass die Hühner bald wieder raus dürfen. „Das Wetter wird immer besser. Wenn man selber die Sonne genießt, sollen die Tiere das auch gern.“    Von Britta Matzen
 

Quelle: Lübecker Nachrichten, den 19.03.21